Sedimentfangzaun für Niedernkirchen 2021

In der Burger Straße in Niedernkirchen, Gemeinde Hebertsfelden kam es vor ziemlich genau einem Jahr zu einem Starkregenereignis, das dramatische Auswirkungen für die Anlieger hatte. Die anfallenden Wassermassen konnten im angrenzenden Acker nicht versickern und wälzten sich wie bei einem Tsunami in einer Schlammlawine durch die Grundstücke.

Da es an dieser Stelle noch nie zuvor zu einem derartigen Vorfall gekommenen war, kam es für den Landwirt als Nutzer und die Anwohner der Fläche völlig unerwartet. Dementsprechend schwierig gestaltete sich die anschließende Aufarbeitung der Situation für alle Beteiligten.

Das Bauamt der Gemeinde unter Führung von Daniel Seichter und der betroffene Landwirt Erich Maierhofer beteiligten das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Pfarrkirchen, um sich miteinander vor Ort ein Bild von den Schäden und den zugrunde liegenden Ursachen zu machen. Dabei wurde zuerst geprüft, ob Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften wie die bayerische Erosionsschutzverordnung (ESchV) vorliegen. Dabei konnte das AELF, vertreten durch die zuständige Wasserberaterin Ruth Brummer feststellen, dass der Landwirt auf der betroffenen Fläche sämtliche üblichen Maßnahmen zum Schutz der Fläche umgesetzt hatte.
Dies liege im ureigenen Interesse der Landwirte, da der Bodenschutz und die Erhaltung der Fruchtbarkeit das wichtigste Kapital eines landwirtschaftlichen Betriebes darstellen. Im konkreten Fall werde die Fläche nach biologischen Grundsätzen bewirtschaftet, die eine weite Fruchtfolge garantieren. Die Fläche wird quer zum Hang bewirtschaftet, wodurch Erosionen sehr effektiv vermindert werden, da jede Pflanzenreihe bei Regen einen kleinen Wasserdamm darstellt. Außerdem wird der steilste Teil des Hanges seit längerer Zeit nicht mehr als Acker genutzt, und am Hangfuß befindet sich ein ca. 35 m breiter Grünlandstreifen, in dem eine auftretende Erosion aufgefangen oder abfließendes Regenwasser versickern kann.
Aus fachlicher Sicht waren die bekannten Lösungsmöglichkeiten, zur Verhinderung einer Wiederholung weitestgehend erschöpft. Ruth Brummer vom AELF Pfarrkirchen stellte jedoch sogenannte Sedimentfangzäune (Silt fences) zur Diskussion, die in Großbritannien und den USA weit verbreitet und auf Baustellen dort sogar Pflicht sind. Bei Recherchen sei sie vor längerer Zeit auf diese besondere Erosionsschutzmaßnahme aufmerksam geworden, es fehlte aber bisher an der Möglichkeit, diese in einem konkreten Fall in der Region testen zu können. Brummer stellte daraufhin den Kontakt zu der englischen Herstellerfirma her und konnte alle Beteiligten für einen Demoversuch gewinnen.
Organisiert hat die Maßnahme die Gemeinde Hebertsfelden, die auch den Bagger und die nötigen Pfähle stellte. Zusammen mit den Anliegern und dem betroffenen Landwirt wurden die Zäune anschließend bei einer gemeinsamen Aktion am 10. April 2021 errichtet. Fachlich begleitet wird die Maßnahme vom AELF Pfarrkirchen. Alle Beteiligten haben bei der gemeinsamen Aktion vorbildlich zusammengearbeitet und alle zogen an einem Strang.
Bei diesem Versuch sollen nun Erfahrungen und Daten gesammelt werden, ob derartige Zäune zukünftig eine weitere Möglichkeit zum Erosionsschutz in der Region darstellen können. Die Gemeinde Hebertsfelden plant jedenfalls schon mit mindestens zwei weiteren Zäunen in der nächsten Zeit.
Die Kosten, die normalerweise nach einem Sturzregen/Ereignis für die Gemeinde und Anlieger anfallen, sind in der Regel erheblich. Die Kosten für diesen Demoanlage wurden über das AELF mit Projektgeldern im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) abgewickelt. Die Gemeinde Hebertsfelden stellte Bagger und Pflöcke und zwei Arbeitskräfte. Grundsätzlich stellt eine solche Lösung eine günstigere Alternative dar. Die anfallende Pflege des Zauns, wie das Freihalten durch Handmahd und regelmäßige Funktionsprüfung nach stärkerem Regen, übernehmen die Anlieger.