Schnelle Anpassungen in den Wäldern nötig
Seltene Baumarten öfters pflanzen

Krone einer Elsbeere im WinterZoombild vorhanden

Foto: G. Brehm, AELF Fürstenfeldbruck

Unsere Wälder stehen aufgrund des Klimawandels vor einer großen Veränderung und müssen zügig angepasst werden.

Fichtenwälder dominieren heute das gesamte östliche Tertiärhügelland. Wie aus den Pollenanalysen in den Mooren herausgelesen werden kann, wuchsen früher hier meistens Buchenwälder. Ausnahmen bildeten die Auwälder entlang der Flüsse. Begleitbaumarten waren unter anderem die Tanne. Nicht jedoch die Gebirgsbaumarten Fichte und Lärche, die aufgrund der günstigen Anbaubedingungen, guten Holzverwendung und profitablen Nutzung in den letzten 300 Jahren künstlich angebaut wurden.

Die Fichte

Im Amtsbereich in den Landkreisen Dingolfing-Landau und Rottal-Inn leiden die Fichtenbestände besonders stark unter dem Klimawandel. Ein auf die Fichte ausgerichteter Waldbau ist deshalb auf vielen Standorten nicht mehr möglich. Borkenkäferkalamitäten, Trockenheit und Sturmereignisse sind mehr als nur Warnschüsse.

Wer beim Anbau sicher gehen will, muss das Risiko streuen und die Anpassungsfähigkeit der Wälder sowie die Baumartenvielfalt erhöhen. Es braucht Mischwälder anstatt Reinbestände sowie mehr Laubbäume und weniger Nadelbäume.

Seltene Baumarten

Die seltenen Baumarten, eine oft vergessene Baumartengruppe könnte dabei helfen den Baumartenwechsel zu unterstützen. In Bayern liegt ihr Anteil derzeit bei unter einem Prozent der Waldfläche. Eine stärkere Beteiligung bei der Wiederaufforstung würden die Biodiversität zusätzlich erhöhen und zugleich wertvolles Holz erzeugen.

Die Elsbeere (sorbus torminalis)

Die Elsbeere (sorbus torminalis) ist einer dieser seltenen heimischen Baumarten. Sie ist schwerpunktmäßig im südlichen Mitteleuropa und nördlichen Südeuropa verbreitet. In Bayern findet man sie an wärmebegünstigten Lagen im nördlichen Bayern. Südlich der Donau sind natürliche Vorkommen nur am Ammersee bekannt.

Sie ist eine wärmeliebende und lichtbedürftige Baumart, die meist einzeln beigemischt oder in kleinen Gruppen vorkommt, typischerweise in Laubholzbeständen zusammen mit der Buche oder der Eiche. Sie ist an warm-trockene Klimate gut angepasst, erträgt jedoch auch mäßige Winterkälte. Bevorzugt werden trockene und nährstoffreiche karbonatische Standorte. Zu feuchte und staunasse Standorte sagen ihr nicht zu. Aufgrund ihrer Pfahlwurzel durchwurzelt sie auch schwere Böden und erschließt tiefe Bodenschichten. So kann sie ihre Wasserversorgung sicherstellen. Das begünstigt sie auch im Klimawandel, wenn Trockenperioden deutlich zunehmen.

Wie verschiedene Elsbeer-Kulturen im Landkreis Rottal-Inn zeigen, kommt sie auch auf mäßig wechselfeuchten Standorten gut zurecht und überzeugt in ihrer Wüchsigkeit. Die stetige Klimaerwärmung und der Rückgang der Niederschläge könnten ihr einen besonderen Standortvorteil verschaffen. Zudem hat die Elsbeere bisher keine spezifischen Schädlinge, die sie in ihrem Bestand oder Wuchs gefährden.

Idealerweise wird die Elsbeere ohne Mischung gepflanzt, da ihre Konkurrenzkraft gering ist. Empfohlene Pflanzverbände sind: 2 x 1,5 Meter oder 2 x 2 Meter. Eine Wertastung und regelmäßige Pflegeeingriffe sind wichtig für die Wertholzproduktion. Eine weitere waldbauliche Möglichkeit ist die "Durchgitterung" von Eichenkulturen mit ca.100 Stück/Hektar.

Die Umtriebszeit der Elsbeere liegt zwischen 80 und 120 Jahren. Der Zieldurchmesser liegt bei 50 cm aufwärts. Die Werterwartung der Elsbeere ist sehr hoch. Bei entsprechender Qualität ist mit vierstelligen Erlösen je Festmeter zu rechnen. Aber auch bei Standardsortimenten liegt der Durchschnittspreis weit über denen anderer Laubhölzer. Dadurch zählt die Elsbeere auch als wertvollstes Holz Europas. Der Anbau der Elsbeere sollte daher in den Landkreisen Rottal-Inn und Dingolfing-Landau deutlich erhöht werden.
Mehr Baumarten, mehr Biodiversität, weniger Risiko.