Dein Wald – Dein Klima – Dein Schutz
Totholz ist voller Leben und fördert die lebenswichtigen Funktionen des Waldes
von T. Schropp/C. Melis

Gruppe von Personen im Wald neben Baumstumpf.Zoombild vorhanden

Der Wald bietet nicht nur Erholung. © T. Schropp

„Dein Wald – Dein Klima – Dein Schutz“, mit diesem Slogan lässt sich treffend zusammenfassen, was der Wald den Menschen bietet. Bei sommerlichen Temperaturen bot das Naturwaldreservat „Rusler Wald“ den Teilnehmern mitten im Juli nicht nur Abkühlung, sondern auch beeindruckende Einblicke in die vielfältigen Funktionen eines Waldes, angefangen vom Lebensraum für Tiere und Pflanzen über den Klimaschutz bis hin zum Erholungswert, wie Rangerin Lea Stier vom Naturpark Bayerischer Wald und Förster Tobias Schropp von der Fachstelle Waldnaturschutz am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen aufzeigten.

Noch angenehm waren die Temperaturen zum Start der Exkursion am frühen Vormittag am Parkplatz Ranzingerberg. Die Teilnehmer erwartete ein vierstündiger Rundgang durch schattige, kühle Bergmischwälder aus Buche, Tanne und Fichte. Der Hochwaldweg führt stetig leicht bergauf zum 23 Hektar großen Naturwaldreservat „Rusler Wald“, welches im Staatswald der Bayerischen Staatsforsten liegt und seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Am Nordrand des „Lallinger Winkels“ ragen verhältnismäßig steil die Südhänge des Hausstein (917 Meter) auf, zu dem nach Osten der Steinriegel (819 Meter) benachbart ist. Das Naturwaldreservat umfasst die Südwesthänge dieses fels- und blockreichen Berges. Vorherrschende Baumart ist die Buche, dazu vielfach die Tanne und in geringem Umfang die Fichte sowie auf den Blockhalden Bergahorn.

Idyllische Kulisse entsteht

Wald, umherliegende Äste und Stämme.

Totholz bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. © T. Schropp

Totholz leistet in den Wäldern eine wichtige Aufgabe und erhält lebenswichtige Funktionen, deren sich die Waldbesitzer immer mehr bewusst werden. Förster Tobias Schropp machte es anschaulich, griff zu einem Stück Totholz und presste das Wasser heraus. Die Wanderer waren beeindruckt von der idyllischen Kulisse aus starken alten Bäumen und umherliegendem Totholz, das auch vielen Kleinstlebewesen und Pilzen eine Grundlage bietet. Die beiden Exkursionsleiter Lea Stier und Tobias Schropp führten die unterschiedlichen Funktionen und Vorteile von Totholz im Wald vor.

Anschaulich erklärte Förster Tobias Schropp die einzelnen Funktionen wie Wasserspeicher, Erholungswert und Lebensraum für Tiere und Pflanzen. So nahm er eine Handvoll frischen Humus. „Darin gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde.“ Das gab erstaunte Gesichter bei den Teilnehmern. Viele verschiedene Kleinstlebewesen, vom Regenwurm über Pilze bis hin zu Einzellern helfen zusammen, um Holz wieder zu Nährstoffen zu zersetzen. Die Teilnehmer waren sich am Schluss einig: „Das war eine interessante und anschauliche Führung zu den Naturjuwelen vor unserer Haustüre“.

Anschaulich im Video erklärt: Totholz speichert Wasser

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Sechs Fakten und Aufgaben des Waldes

Nährstoffkreislauf

Nährstoffe verbleiben im Wald: Pilze beginnen das Holz zu zersetzen und die so gebundenen Nährstoffe aufzuschließen. Im Zuge dieses Zersetzungsprozesses werden die Nährstoffe und Spurenelemente dem Boden zurückgeführt und von den nachwachsenden Pflanzen wieder aufgenommen. Der Kreislauf vom Wachsen und Vergehen beginnt von Neuem, der Nährstoffkreislauf.

Wasserspeicherung

Wasserspeicher im morschen Holz (schwammartige Struktur, liegendes Totholz saugt sich mit Wasser voll, um es bei längeren Trockenperioden langsam an den umgebenden Waldboden abzugeben). Nach den sehr trockenen Wochen ist dies wichtiger denn je: einerseits als Wasserspender für die Bäume, andererseits als Schutz gegen einen Waldbrand.

Klimaschützer

Klimaschutz durch Totholz: In Abhängigkeit von Baumart, Temperatur und Niederschlag dauert es mehrere Jahrzehnte, bis sich der Humus bildet. Eine Handvoll davon beinhaltet mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt.

Strukturreichtum

Höherer Erholungswert durch Struktur: Mit stehendem und liegendem Totholz bringt man vielfältige Strukturelemente in den Wald. Der Wald wird abwechslungsreicher, wilder und für den Waldbesucher interessanter.

Lebensraum

Wertvoller Lebensraum für viele seltene Pflanzen und Tiere: Über Jahrtausende haben sich Wälder durch den Zusammenbruch einzelner Bäume auf natürliche Weise verjüngt. Während dieser sogenannten Zerfallsphase haben sich riesige Totholzmengen in den Wäldern ergeben. In Urwäldern ist Totholz ein nicht wegzudenkender Bestandteil. Im Laufe der Evolution haben sich unzählige Arten daran angepasst, dass immer genügend totes Holz im Wald vorhanden ist. In Mitteleuropa leben daher etwa 1.350 tot-holzbewohnende und holzabbauende Käferarten sowie etwa 1.500 Großpilzarten in und am Totholz. Die feucht-modrige Umgebung umgestürzter Bäume nutzen Amphibien wie z. B. Kammmolch und Feuersalamander als Tagesversteck und Überwinterungsquartier. Die Wildkatze zieht ihre Jungen gerne im geschützten Inneren hohler, liegender Stämme auf. Der Begriff Totholz umfasst somit eine große Vielfalt an Strukturen. In Abhängigkeit von der Baumart, ob stehend oder liegend, frisch abgestorben oder schon vermodert, dick oder dünn, besonnt oder nicht, entstehen am einzelnen Totholzstück Kleinstlebensräume und Nischen für die unterschiedlichsten Arten. Totholz ist daher eines der ökologisch wichtigsten Strukturelemente unserer Wälder. Ist noch nicht genügend Totholz vorhanden, kann der Waldbesitzer aktiv Totholz erzeugen. Totholz ist Biodiversität.

Waldschutz

Übrigens: Fichten ohne Rinden stellen kein Borkenkäferproblem dar. Im Gegenteil, Totholz fördert Gegenspieler von Borkenkäfer wie zum Beispiel Schlupfwespen, die aktiv Borkenkäfer parasitieren. Sie kommen erheblich häufiger vor, wenn Totholz auf der Fläche vorhanden ist. Gegenspieler können so dazu beitragen, die Häufigkeit und die Schwere zum Beispiel von Borkenkäfer-Kalamitäten zu senken. Totholz trägt also auch zur Widerstandskraft von Wirtschaftswäldern bei. Aber Achtung: Frisches Fichtenholz, wie es oft nach Stürmen oder Schneebruch im Wald zu finden ist, bietet allerdings optimale Befallsbedingungen für die bekannten Fichtenborkenkäfer. Frisches Fichtenholz ist daher als Totholz im Wald ungeeignet.

Frau im Wald zeigt auf Baumstamm.

Rangerin Lea Stier erläutert die Funktionen des Waldes.

Wald, Schild am Baumstamm mit der Aufschrift "Naturwaldreservat".

Der Baum umschlingt das Hinweisschild am Stamm.

Äste und kleine Stämme angehäuft im Wald.

Der Wald wird abwechslungsreicher und interessanter.

Ansprechpartner Fachstelle Waldnaturschutz

Tobias Schropp
AELF Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen
Anton-Kreiner-Straße 1
94405 Landau a.d.Isar
Telefon: 09951 693-5453
Fax: 09951 693-5555
E-Mail: poststelle@aelf-lp.bayern.de