Exotischer Neuankömmling
Der Japanische Seidenspinner breitet sich aus
von Ernst Lohberger

Hand greift vorsichtig nach großem Schmetterling Zoombild vorhanden

Der Japanische Seidenspinner gehört zur Familie der Augen- oder Pfauenspinner. © Hans-Jürgen Hirschfelder

Immer wieder wird der Japanische Seidenspinner in der Region gesichtet. Dazu gehen des Öfteren interessierte, aber auch besorgte Anfragen bei den Forst- und Naturschutzbehörden ein. Was hat es damit auf sich? Dazu ein paar Fakten:

Ursprünglich stammt der Japanische Seidenspinner aus Ostasien – vor allem aus Japan – daher auch der Name. Der Schmetterling wurde im 19. Jahrhundert zur Seidenzucht nach Europa eingeführt. Ausgehend von entkommenen Faltern konnten sich zunächst in Slowenien, später auch in anderen südosteuropäischen Ländern kleine Populationen etablieren, die sich nach und nach bis ins südliche Österreich und Tschechien ausdehnten. Seit 2001 gibt es erstmals auch Nachweise aus Ostbayern, und zwar aus der Gegend um Winzer.

Einer der ersten, der Informationen zu dem Neuankömmling zusammengetragen hat, war Forstdirektor Ludwig Weigert, ehemaliger Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau a.d.Isar. Es zeigte sich, dass sich der Neuankömmling vom Ort seiner Entdeckung aus entlang der Donau bis Deggendorf und Passau, aber auch in den Bayerischen Wald hinein ausbreitete. Obwohl er als eher wärmeliebend gilt, ist er dort inzwischen bis auf über 800 Meter Höhe anzutreffen. Einer Recherche der Insektenforscher Julian Bittermann und Jörg Müller von der Universität Würzburg zufolge sind heute große Teile der Landkreise Freyung-Grafenau, Deggendorf und Passau besiedelt. Aus Osten kommend, hat er inzwischen den Landkreis Rottal-Inn erreicht. Auch aus dem Kreis Dingolfing-Landau gibt es erste Meldungen.

Einer der größten Schmetterlinge

Großaufnahme der Fühler von einem SchmetterlingZoombild vorhanden

Die Fühler sind auffällig gefiedert. © Hans-Jürgen Hirschfelder

Besonders gerne fliegt der imposante Nachtfalter an Waldrändern, aber auch innerhalb des Waldes. Selbst in Ortschaften taucht er immer wieder auf und sorgt für großes Erstaunen: Mit 14 bis 15 Zentimeter Spannweite ist er einer der größten Schmetterlinge Mitteleuropas. Seine Größe, die gelbe bis kupferbraune Färbung, die auffälligen „Augen“ auf den Flügeln (er gehört zur Familie der Augenspinner) und auch die antennenartigen, gefiederten Fühler des Männchens sind absolut beeindruckend. Die Falter haben einen verkümmerten Rüssel. Sie können daher keine Nahrung oder Flüssigkeiten aufnehmen. Der Schmetterling muss also mit den Fettreserven auskommen, die er sich als Raupe angefressen hat. Entsprechend kurz ist seine Lebensdauer.

Die Eier werden bevorzugt an Eichenarten, seltener auch an Rotbuche und einigen weiteren Baum- und Straucharten abgelegt. Aus ihnen schlüpfen nach der Überwinterung die grünen Raupen. Trotz ihrer Größe von knapp zehn Zentimeter haben sie bisher nirgendwo forstliche Schäden an Bäumen angerichtet, ebenso wenig an anderen Nutzpflanzen. Der Falter fliegt bei uns etwa von Ende Juli bis Anfang September. Die rein nachtaktiven Tiere werden von Lichtquellen wie magisch angezogen. Man kann sie dann beobachten, wie sie um Straßenlaternen oder Hausbeleuchtungen flattern, wo sie manchmal bis zum Morgengrauen an Wänden sitzen bleiben. Wo er vorkommt, ist der Seidenspinner oft nicht selten. Hinweise darauf, dass er heimische Arten verdrängen würde, gibt es bisher keine. Im östlichen Niederbayern kann der Japanische Seidenspinner inzwischen getrost als eingebürgert angesehen werden.