Wildbirne bietet Tieren und Insekten Lebensgrundlage
von C. Melis

Grüne Birnen an Ast.Zoombild vorhanden

Die heimische Wildbirne. © Gregor Aas

Im Rahmen der Initiative Zukunftswald Bayern (IZW) hat die Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern und das Bayerische Amt für Waldgenetik nun ein zweijähriges Forschungsprojekt zur Wildbirne in unserer Region gestartet. Denn die Wildbirne ist hier beheimatet und bietet vielen Tieren und Insekten eine Lebensgrundlage. Sie gehört seit Jahrtausenden zu den Kulturpflanzen des Menschen. Doch ihr Vorkommen ist selten geworden. Das Projekt soll helfen, dies zu ändern. Sie wird nun kartiert und unter die Lupe genommen.

Im Frühjahr in voller Blüte

Blühender Birnbaum vor blauem Himmel.Zoombild vorhanden

Der Wildbirnbaum in voller Blüte. © Tobias Schropp

Im Frühjahr stehen die Wildbirnbäume in voller Blüte. Der ideale Zeitpunkt für Tobias Schropp vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau-Pfarrkirchen ist gekommen, den Startschuss für das „Projekt Wildbirne“ zu geben. Alles dreht sich dabei um den Erhalt und die Vermehrung des Obstes. Die Baumart soll den Menschen nähergebracht werden, aber auch die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen. Denn schließlich sollen mit diesem Projekt der Waldnaturschutz, der Waldumbau sowie die Erhaltung forstlicher Genressourcen in Einklang gebracht werden. Den Spaziergängern und Wanderern in Niederbayern und der südlichen Oberpfalz mag der blühende Birnbaum in freier Natur sicherlich schon aufgefallen sein. Zu finden ist dieser an vereinzelten Standorten im Regierungsbezirk an südlich exponierten Donauleiten, auf den Kalkschotterstandorten der Isarauen und im Jura um Kelheim. Er kommt in lichten Eichenwäldern vor, in Auwäldern und an Waldrändern und Hecken.

Digitale Erfassung und genetische Untersuchung

Grüne Blätter an Ästen.Zoombild vorhanden

Die Blätter der Wildbirne. © Gregor Aas

Ob es sich hierbei um „echte“ Wildbirnen „Pyrus pyraster“ handelt oder um verwilderte Kulturbirnen „Pyrus communis“, ist am Erscheinungsbild nicht sicher zu erkennen. Eine genetische Untersuchung und Zuordnung ist daher äußerst wichtig. Meist wurde sie auf warme, flachgründige Grenzstandorte zurückgedrängt. Verbreitet ist der Wildbirnbaum mit Ausnahme von skandinavischen Ländern in ganz Europa. Mit dem Startschuss für das Wildbirnen-Projekt wird auch der erste Schritt an Maßnahmen eingeläutet. Zur Blütezeit werden die Wildbirnen kartiert, digital erfasst und ihr Aussehen und Standort beschrieben. Schließlich werden frische Blätter genommen, um anschließend eine genetische Untersuchung durchzuführen. Wenn die Wildbirnen identifiziert wurden, wird eine Beerntung und gezielte Vermehrung der an den jeweiligen Standort angepassten Wildbirnen vorgenommen.

Baum spielt wichtige Rolle im Klimawandel

Hand greift Ast mit Knospen.Zoombild vorhanden

Die Wälder müssen fit werden für den Klimawandel. © Tobias Schropp

„Wir befinden uns unstrittig bereits mitten im Klimawandel. Das hat auch Folgen für die Wälder in Niederbayern: Mit extremen Wetterereignissen wie Trockenheit und Stürmen nehmen Schädlingsbefall und Zuwachseinbußen spürbar zu“, sagt Tobias Schropp. „Unsere Wälder müssen klimafit gemacht werden durch regelmäßige Waldpflege und mehr Mischwald mit verschiedenen Baumarten.“ Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei seltene heimische Baumarten. Eine wichtige Baumart ist dabei die heimische Wildbirne „Pyrus pyraster“, die an Trockenheit sehr gut angepasst ist. Im Rahmen des Wildbirnenprojektes soll es fortlaufende Informationen und Exkursionen und zum Abschluss im kommenden Jahr auch ein Symposium mit der Präsentation der Ergebnisse geben.

232 Proben werden untersucht

Hand greift nach gelber Marke mit Aufschrift an Ast.Zoombild vorhanden

232 Wildbirnbäume sind erfasst. © Tobias Schropp.

Zwischenzeitlich wurden im Raum Niederbayern und der südlichen Oberpfalz alle bis dahin bekannten Wildbirnbäume aufgesucht und kartiert. Bis Juli 2023 sind so inzwischen 232 Einzelproben durchgeführt worden. Diese Proben werden zur Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) gesandt und genetisch untersucht. Mit Ergebnissen ist im Spätherbst zu rechnen.

Steckbrief der Wildbirne

  • bedornte Zweige
  • runde Blätter
  • kleine, runde Früchte
  • würfelige bis längsrissige Borke
  • baum-, aber auch nur strauchförmig
  • nährstoff- und basenreich
  • trockene bis frische Standorte
  • wärme- und lichtliebend
  • konkurrenzschwach
  • mit Ausnahme skandinavischer Länder in ganz Europa verbreitet
  • lichte Eichenwälder, Auwälder und an Waldrändern und Hecken
  • meist auf warme, flachgründige Grenzstandorte zurückgedrängt
  • in Niederbayern am Donaurandbruch, in den Isarauen, im Jura um Kelheim
  • hochpreisiges Wertholz als „Schweizer Birnbaum“ für Möbel, Furniere, Intarsien, Musikinstrumente oder im Kunsthandwerk
  • Imitat für Ebenholz
  • in der Heilkunde, z. B. Blütentee
  • trockenheitsresistent
  • starke Pfahlwurzel
  • heimische Baumart
  • seit Jahrtausenden angepasst
  • Erhalt und Förderung der Baumartenvielfalt im Wald
  • hoher ökologischer Wert für Insekten, Vögel und Säugetiere
  • weiße Blüte im Frühjahr
  • rote Herbstfärbung

Ansprechpartner für das Wildbirnenprojekt

Tobias Schropp
AELF Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen
Anton-Kreiner-Straße 1
94405 Landau a.d.Isar
Telefon: 09951 693-5453
Fax: 09951 693-5555
E-Mail: poststelle@aelf-lp.bayern.de
Judith Knitl
AELF Amberg-Neumarkt, Dienstsitz Amberg
Lechstraße 50
93057 Regensburg
Telefon: 0941 2083-2023
Fax: 0941 2083-1200
E-Mail: poststelle@aelf-na.bayern.de

Ansprechpartner am Amt für Waldgenetik

Dr. Muhidin Šeho

Leiter Sachgebiet Erhalten und Nutzen forstlicher Genressourcen
Bayerisches Amt für Waldgenetik
Forstamtsplatz 1
83317 Teisendorf
Tel.: 08666 9883-53
Internet: Amt für Waldgenetik Externer Link

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