Waldumbau XXL
Voranbau mit Weitblick auf zehn Hektar Waldfläche
von AELF LP

Sechs Personen im Wald, zwei davon knien vor einem kleinen Bäumchen, einer hat einen Hohlspaten in der Hand.Zoombild vorhanden

Auf rund zehn Hektar wurden an die 30.000 Bäumchen gepflanzt. (© Melis/AELF)

„Das Projekt ist in seiner Dimension in der ganzen Region einzigartig,“ schwärmt Maximilian Muninger, Bereichsleiter Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen. Auf zehn Hektar wurden im Dezember in einem Fichtenaltholzbestand rund 30.000 Bäumchen, überwiegend Rotbuchen und Weißtannen, angepflanzt.

Der Klimawandel, so Muninger, heizt wortwörtlich unseren Fichtenwäldern ein. Unter diesem Stress haben Borkenkäfer und Co ein leichtes Spiel. So sind allein in den letzten zehn Jahren fast 20.000 ha Fichtenwälder in Niederbayern kahlgefallen. Und beinahe 80.000 ha in ganz Bayern. Doch es ist kein Quadratmeter Wald verloren. Immense Aufwendungen bringen die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen für die Wiederaufforstung auf. Dabei werden sie durch Beratung und finanzielle Waldförderprogramme von der Bayerischen Forstverwaltung umfassend unterstützt. Die neuen Wälder sind gekennzeichnet durch zahlreiche Baumarten, haben hohe Laubholzanteile und sind deutlich artenreicher.

Gewöhnlich werden Anpflanzungen meist erst durchgeführt, wenn schon Schäden im Wald entstanden sind, zum Beispiel durch Borkenkäfer, Schnee- und Windbruch, erklärt Förster Christian Orthen vom AELF. Ihm erschien die Fläche ideal, die ihm bei den Aufnahmen zum Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung Anfang 2024 aufgefallen war. Orthen hat das Projekt gemeinsam mit dem Waldbesitzer initiiert.

Vorausschauend gehandelt

Bei der rund zehn Hektar großen Fläche in Eggerpoint bei Großköllnbach im Landkreis Dingolfing-Landau handelt es sich um einen mittelalten Fichtenbestand und am Boden mit einem intensiven Bewuchs durch Brombeere. Bevor größere Schäden, zum Beispiel durch den Borkenkäferfraß, auftreten, wird nun vorausschauend gehandelt und ein so genannter Voranbau durchgeführt. Idealerweise lassen sich hier heimische Schattbaumarten anpflanzen, erklärt der Experte vom AELF. Diese können im mäßigen Schatten des Fichtenbestandes gut gedeihen. So gibt das Altholz den jungen Bäumchen eine ganze Zeit lang Schutz vor Hitze, Wind und den Unbilden des Wetters.

Mit der Anpflanzung hat sich der Waldbesitzer entschieden, umsichtig und vorausschauend zu handeln. Ansonsten würde der heutige Bestand sich wohl in den kommenden Jahren durch Klima und Kalamitäten auflösen, meint auch Orthen. Auch die Pflege würde intensiven Aufwand erfordern. Der Zukunftswald in Eggerpoint kann mit der Anpflanzung der neuen Baumarten jetzt schon zu wachsen beginnen. Es ist ein weit und breit einzigartiges Projekt, das auch aus Sicht der Jagd bedeutsam ist. So wird kein Zaun rund um die Neuanpflanzungen installiert. Vielmehr wird der Lebensraum unseres heimischen Wilds durch die entstehenden Dickungen und die Baumartenvielfalt aufgewertet. Möglich ist dies, weil an diesem Ort die Rehwildpopulation im Gleichgewicht mit seinem Lebensraum steht, sagt Orthen mit anerkennendem Blick an die Jägerschaft.

Vorbereitungen bereits im November

Bereits Anfang November wurde die Fläche für den Voranbau vorbereitet. Im Abstand von drei Metern wurde dabei der Bodenbewuchs schonend entfernt. So wurde sichergestellt, dass zwischen den Reihen noch natürlich angeflogene Samen von Bäumen und Sträuchern wachsen können, erklärt Christian Orthen. Er hebt bei diesem Projekt die Rolle der Forstverwaltung am AELF hervor. Sie konnte ein Konzept erarbeiten, das dem Waldbesitzer langfristig Arbeit erspart, einen zukunftsfähigen Wald zum Ergebnis hat und damit auch die vielfältigen Anforderungen an Klimaschutz, Biodiversität und das Öko-System Wald erfüllt. Wichtiger Teil des Konzepts ist auch eine finanzielle Unterstützung im Rahmen des forstlichen Förderprogramms WALDFÖPR 2025 der Bayerischen Staatsregierung/Bayerische Forstverwaltung.